Marsch der jungen Schrittmacher
Wer kennt ihn noch, den "Marsch der jungen Schrittmacher" von Hans-Helmut Hunger? Kein Problem, auf Youtube leicht zu finden ...
https://www.youtube.com/watch?v=HLC40_NOjYc
Aber so einigen, die damals in den 70-ern den Marsch in ihren Jugendblas-Orchestern gespielt haben, und ich gehöre dazu, fällt doch etwas auf. Den haben wir doch zünftiger, frischer gespielt und auch so original gehört! Hans Helmut Hunger hatte ja auch den Titel nicht zufällig gewählt: Marsch der jungen Schrittmacher! Allein das Wort Schrittmacher sollte alles sagen.
Musiker wissen, dass ein Marsch oftmals (aber nicht immer) zwei Geschwindigkeiten hat. Eine, die zum tatsächlichen Marschieren gedacht ist, und eine, ohne Marschieren. Ist ja logisch, beim Marschieren muss ich drauf achten, dass man auch gut marschieren kann und die Bläser nicht wie die aufgezogenen Mickymäuse davon eilen oder wie durch Knete marschieren müssen. Es muss einfach passen, ähnlich wie ein Walzer, den kann man auch nicht spielen wie man will, wenn getanzt werden soll.
Wird aber ohne Marschieren gespielt, wird die Geschwindigkeit gewählt, die den Marsch am besten klingen lässt. Und genau so ist es beim "Marsch der jungen Schrittmacher". Die Aufnahmen, die im Netz kursieren klingen nicht. Sie sind im Schneckentempo gespielt und die Dirigenten sind nicht bereit, den eigentlichen Sinn des Marsches wieder aufleben zu lassen.
Ungefähr so sollte er klingen! Und siehe da, da wird plötzlich ein Schuh draus.
Leider wollen die heutigen Dirigenten das aber nicht einsehen. Als die Homepage
http://demminer-blasorchester.de/start/start/feste-startartikel/zmk-informationen.html
noch existierte (heute www.demminer-blasmusik.de), hieß es:
Den Höhepunkt stellte die Abschlussprobe am Sonnabend dar, an der auch der „Chef“, Generalmusikdirektor Hans-Helmut Hunger teilnahm. Der jetzt 91-jährige ließ es sich nicht nehmen seine Musiker zu dirigieren. Dabei testete er beim „Marsch der jungen Schrittmacher“ ... einen enormen Tempowechsel ...
Damals: http://demminer-blasorchester.de/start/start/feste-startartikel/zmk-informationen.html
Meine Anmerkung: Was heißt hier "testete"??
Helmut Hunger persönlich war also zu Gast und verwunderte sich darüber, dass sein Marsch so langsam gespielt wurde. Er zeigte dann, wie es richtig gespielt werden muss.
Aus Hartnäckigkeit will man das aber nicht einsehen und schreibt so, als wenn wenn Helmut Hunger etwa mal einen "Tempowechsel getestet" habe. Das ist aber die Verdrehung der Tatsachen.
Meine Mail vom 16. Oktober 2011 unter der Überschrift "Betreff: Marsch der jungen Schrittmacher oder Schneckentempomarsch?"
(Ich hatte unter anderem geschrieben:)
... kenne ich aus meiner Jugend natürlich das Stück "Marsch der jungen Schrittmacher". Es war sehr beliebt und brachte in den 70-er Jahren neuen Schwung in die Fanfarenmusik.
Es ist sehr erstaunlich, dass es heute in einem koma-artigen Schneckentempo aufgeführt wird und Hörproben bzw. Downloads genau dies unters Volk bringen. Es war in der DDR-Zeit ein frischer, schnell gespielter Marsch, der gerade deshalb das Wort "Schrittmacher" im Namen hat. ... Durch diese Unwissenheit kommt es natürlich zu solchen bizarren Missverständnissen, wie in einem Ihrer Artikel, wo HerrHunger so hingestellt wird, als wenn er einen "enormen Tempowechsel" ... "getestet" hätte. NEIN! Er hat gezeigt, wie das Stück verstanden werden muss; Wer weiß es denn besser als er???
Es wäre so schön, das Stück so zu lassen, wie es mal gedacht war. Im Sinne der Musik,freundschaftlich gesinnt ...
blieb -natürlich- unbeantwortet. Auch meine Nachfrage vom 21. November 2011 wurde ignoriert.
In seinem Buch "Meine Begegnung mit der Militärmusik: Die Militärmusikschule der NVA 1975-1990" schreibt Oberstleutnant Klaus Stöckel über den 13. Februar 1979 (Programm der Militärmusikschüler in Dresden):
Die Anwesenden sparten nicht mit Beifall. Mit ihrem jugendfrischen und elanvollen Musizieren hatten ihn die künftigen Militärmusiker und ihre Lehrer den Delegierten entlockt. Das zeigte sich gleich beim zünftigen "Marsch der jungen Schrittmacher " von Hans-Helmut Hunger.
Und es folgt dort noch das Lob:
Die künstlerische Darbietung der jungen Musiker überzeugte nicht zuletzt, weil ihr die monatelange konzentrierte Arbeit nicht anzumerken war.
Genau so muss es sein! Die heutigen Aufführungen sind weder "jugendfrisch" noch "elanvoll".
Es bleibt zu wünschen, dass sich die Blasorchester da etwas wandeln würden.
Helmut Hunger hatte in der Tat später auch den Marsch mal langsamer dirigiert weil er auf taube Ohren stieß. Wer also so eine Aufnahme sieht, soll nicht denken, dass dies meine Worte widerlegt.
Zum Beispiel hier, wo Helmut Hunger es wenigstens versucht, aber nicht mit dem Elan, der eigentlich gedacht war:
https://www.youtube.com/watch?v=6oY52gRLv7o