20-09-2008
Die vergangene Woche war ja wieder recht lustig, besonders als sich einige Nachrichten - Sender voll blamierten. Als nämlich Einer vom Anderen abkopierte: "Anschlag im Jemen Fünfte!"
Jemen Fünfte? Kann ich das mal auf der Landkarte sehen? Dass da ausversehen ein Wort aus interner Bearbeitung reingerutscht war, merkte fast keiner. Einfach kopieren und - schwupp - rein in die Nachrichten.
Apropos "ausversehen". Wir hörten ja:
300 000 000 Euro Steuergelder – einfach futsch! Die staatliche KfW-Bank hat der Pleite-Bank Lehman Brothers noch am Montag, dem Tag des Bankrotts, 300 Millionen Euro überwiesen.
Ganz ausversehen.
Da wird dann von Computerüberweisung, technischem Fehler und "hektischen Versuchen", die Überweisung zu stoppen gefaselt. Das allgemeine Resümee: Tolle Experten!
Wie wärs mal mit der Wahrheit?
Das Geld wird schon dort sein, wo es hin sollte!
Update
Meldung der FAZ vom 22.09.2008
350 Millionen für Lehman
KfW überwies nach langen Beratungen
Von Holger Appel
21. September 2008
Die am vergangenen Montag von der staatseigenen Förderbank KfW ausgeführte Überweisung an die insolvente amerikanische Investmentbank Lehman Brothers ist entgegen den bisherigen Beteuerungen offenbar in voller Absicht ausgeführt worden. Das jedenfalls legen nach Informationen der F.A.Z. erste interne Auswertungen des Vorfalls nahe, die Basis für die Entscheidungen des Verwaltungsrates am Donnerstagabend waren. Zwei Vorstände und der Bereichsleiter für das Risikocontrolling waren suspendiert worden.
Am Freitag vorvergangener Woche waren Mitarbeiter der KfW zusammengekommen und hatten über die Entwicklung von Lehman und die anstehende Zahlung beraten. In allen Medien war zu dieser Zeit die drohende Insolvenz der amerikanischen Investmentbank schon Thema. Wie es heißt, habe man festgestellt, dass „Lehman nicht so gut aussieht", und eine Entscheidung getroffen: Die Überweisung, die ihren Ursprung in einem gewöhnlichen Devisen-Swap-Geschäft hatte, wird noch ausgeführt; Neugeschäft wird nicht mehr eingegangen. Die sich über das Wochenende zuspitzende Lage von Lehman sowie die Berichte in der Nacht von Sonntag auf Montag über deren Insolvenz haben die Verantwortlichen in der KfW offenbar nicht bewogen, die Überweisung noch zu stoppen.
Am Montag um 8.37 Uhr ist der Überweisungsauftrag an die Bundesbank gegangen und dort einige Minuten später ausgeführt worden. Für 9.30 Uhr war ein weiteres Treffen des Krisenstabes in der KfW anberaumt - zu spät. Durch den dann gültigen Umrechnungskurs von Dollar in Euro wurde aus der anfänglich angenommenen Summe von rund 300 Millionen Euro letztlich rund 350 Millionen Euro. Das Geld ist vermutlich mindestens zur Hälfte verloren. Der genaue Betrag hängt von der Konkursquote von Lehman ab.
Förderbank, KfW, Lehman ,Steuergelder, Computerüberweisung, Nadelstich